In der stratum lounge treffen Menschen auf Themen, Worte auf Emotionen, Autor(inn)en auf Leser(innen). Hier bildet sich der aktuelle Nachhaltigkeits-Diskurs ab und Transformationswissen wird lebendig. Diskutieren Sie mit, um die Welt zu verstehen. Bilden Sie sich eine Meinung oder lassen Sie sich verunsichern. Helfen Sie mit, die Dinge auf den Punkt zu bringen.
Im Podcast bringen wir die Themen noch einmal auf den Punkt.
Die Unzufriedenheit mit den Schulen in unserem Land ist groß. Ob man die Erwachsenen befragt (wie im ifo-Schulbarometer) oder die Schüler/innen (wie im Schulbarometer der Robert-Bosch-Stiftung), gute Noten gibt es von keiner Seite. Und die Schule selbst? Eine Schulleiterin stellt fest: „Die lebensfernen Strukturen der Schule führen bei einer zunehmenden Zahl von Kindern und Jugendlichen zu Schulangst, Schulvermeidung, Depressionen oder aber zu Überanpassung mit Spätfolgen.“ In ihrem Buch „Lebendige Schule“ bemängelt die Autorin Regine Köhler, Gründerin und Leiterin der Herder-Schule Pielenhofen bei Regensburg, aber nicht nur, „dass in der Schule immer noch für die Schule gelernt wird, statt für das Leben, und dass SchülerInnen auf schulische Wissensformate ohne Mehrwert für das Leben geradezu abgerichtet werden“. Sie zeigt auch, wie es anders geht.
Das Verblüffende an Regine Köhlers Vorschlägen ist, dass sie nicht am Schulsystem selbst ansetzt – da also, wo nahezu alle Kritiker und Reformer stets den Hebel anzusetzen versuchen. Für Köhler braucht es „keine Schulsystemveränderung, sondern eine Änderung der Haltung der Akteure in Schule und Familie“. Die Bildungswende, so Köhler, müsse also „von unten“ kommen.
Es sei sogar schädlich, wenn wir versuchen, in der Schule Probleme der Gesellschaft zu lösen, und damit überzogene Ansprüche an das Schulsystem stellen. Stattdessen müssten wir „uns die utopischen Überfrachtungen der Schule abgewöhnen: In der Schule wird nicht der neue Mensch gebildet, die Schule kann nicht Arbeitskräfte für die Wirtschaft liefern, in der Schule wird es nie vollkommene Gleichheit und Bildungsgerechtigkeit geben, Schule kann nicht immer Spaß und Freude bereiten, Schule ist auch mit unangenehmen Gefühlen verbunden (für SchülerInnen und Lehrkräfte), da man seine Individualität in eine Gruppe einordnen muss, Schule kann nie vollkommen ‚kindgerecht‘ sein, da Kinder sehr verschieden sind und unterschiedliche Bedürfnisse haben. Die Liste der utopischen Forderungen und Hoffnungen im Zusammenhang mit Schule ließe sich noch lange fortsetzen.“ Deshalb fordert Köhler eine „antiutopische“ Sicht auf die Schule.
Diese Schule würde ein „lebendiger Ort der Begegnung und der Welterschließung“ sein. In ihr sollte es weniger darum gehen, Leistungsforderungen zu stellen, sondern es sollten vor allem Selbstwirksamkeitserlebnisse ermöglicht werden. In ihrer eigenen Schule steht Erfahrungslernen im Mittelpunkt, d.h. die Eigenaktivität der Schülerinnen und Schüler ist zentral für den Unterrichtsprozess. Regine Köhler berichtet, wie ein Schüler, der aus einer staatlichen Schule in die Herder-Schule wechselte, das einmal so formuliert hat: „In normalen Schulen arbeiten die Lehrer mit dem Stoff, an der Herder-Schule arbeiten die Lehrer mit den Schülern.“
Dass dies ein anderes Verständnis der Rolle einer Lehrkraft voraussetzt, dürfte klar sein. Für die Lehrkräfte an der Herder-Schule gehören deshalb Supervision, Selbstreflexion der Rolle als Lehrkraft und Erzieher/in in Selbsterfahrungsgruppen sowie fallbezogene Teamgespräche zum Alltag. Aber auch schulorganisatorisch macht die Herder-Schule einiges anders, z.B. hat man
Die Herder-Schule lebt vor, wie Unterricht eine lebendige Beziehung zwischen Lehrkräften und Schülern sein kann, und sie widerlegt die Hypothese, „dass nur Druck und ständige Überprüfungen Leistungen stimulieren“ könnten. Warum zieht das Konzept, das hier erfolgreich praktiziert wird, nicht schon längste größere Kreise?
Wir empfehlen Ihnen: Melden Sie sich rechtzeitig an! Wir haben nur eine begrenzte Platzanzahl.
Sie können auch
per Livestream dabei
sein. Wir verschicken den Link kurz vor dem Event an alle angemeldeten Teilnehmer/innen.
Ein Titel aus dem
Zum Nachhören gibt es unseren Podcast zu den letzten Buchevents. Überall, wo es Podcasts gibt, sowie bei stratum-connect.