In der stratum lounge treffen Menschen auf Themen, Worte auf Emotionen, Autor(inn)en auf Leser(innen). Hier bildet sich der aktuelle Nachhaltigkeits-Diskurs ab und Transformationswissen wird lebendig. Diskutieren Sie mit, um die Welt zu verstehen. Bilden Sie sich eine Meinung oder lassen Sie sich verunsichern. Helfen Sie mit, die Dinge auf den Punkt zu bringen.
Im Podcast bringen wir die Themen noch einmal auf den Punkt.
Erfolgsdruck, Krisenmodus und Zukunftsangst herrschen in vielen Unternehmen heutzutage und das gesellschaftliche Umfeld verstärkt die zunehmende Unsicherheit. Alle Beteiligten erleben hohen Stress und der Fokus auf Problemen und eine negative Weltsicht herrschen vor. Absicherndes Verhalten nötigt zu höheren Anstrengungen. „In vielen Unternehmen werden wichtige Entscheidungen, Ausrichtungen, Ziele und Jahrespläne mit viel Aufwand und häufig großer Anstrengung getroffen und erstellt. Diese umfassenden Vorgaben dienen dann als unveränderbare Vorgaben, die für eine möglichst lange Zeit stabile Eckpfeiler sein sollen“, beobachtet der Unternehmensberater Stephan Josef Dick. Und er hält es für die falsche Strategie.
Die Zeit sei reif für einen evolutionären Durchbruch „in der Art und Weise, wie wir Menschen miteinander umgehen“. Einen Durchbruch, der vor allem auch die Arbeitswelt verändern werde, ist der studierte Sozialpädagoge sicher, der etliche Jahre als Außendienstler in der Finanzbranche gearbeitet und sich danach als Trainer und Coach selbstständig gemacht hat. In einem dicken Buch über „Wertschätzungskompetenz“ erläutert er mit dem eingängigen Bild einer rot-gelb-grünen Ampel die Entwicklungslogik, der wir folgen können, um in einer immer komplexer werdenden Welt die Möglichkeiten unseres Gehirns adäquat zum Einsatz zu bringen.
Dieses Gehirn kennt drei Modi. Im „roten“ Modus ist es vom „Angstzentrum“ beherrscht und reagiert auf Bedrohungen, ohne nachzudenken. Wenn dieses „Reptiliengehirn“ am Ruder ist, sind wir unseren emotionalen und physiologischen Reflexen ausgeliefert. Auch auf „soziale Bedrohungen wie auftretende oder schwelende Konflikte, Streit, schlechte Nachrichten, Überforderung, Mobbing, drohenden Jobverlust etc. reagiert unser Gehirn auf exakt dieselbe Weise wie auf faktische existenzielle Bedrohung“. Dies macht einen Teil unseres Stresserlebens aus. Doch wir haben im Lauf der Evolution gelernt, unser Verhalten rückblickend zu reflektieren, uns darüber mit anderen auszutauschen, Verhaltensalternativen zu entwickeln und Bedrohungen zu antizipieren, um uns darauf einzustellen. Stephan Josef Dick nennt dies den „gelben“ Modus.
Obwohl dieser Modus uns emotional unabhängiger macht und Verhaltensspielräume z.B. für sozial kooperatives Verhalten eröffnet, erhöht er auf der anderen Seite den kognitiven Druck, unter den wir uns setzen. Soziale Anpassung, Vermeiden von Fehlern, Bewerten, Beurteilen, Kontrollieren und Kritisieren sind charakteristisch für unser Verhalten im „gelben“ Modus. Das führt dazu, so der Autor, „dass es kaum Organisationssysteme, Teams, Gruppen und Unternehmen gibt, in denen kein Stress und kein Fokus auf Fehler und Mängel herrscht“. Solange die Menschen als „praktizierendes Gelblicht“ unterwegs seien, ergebe sich daraus eine Limitierung der menschlichen Potenziale und unserer Möglichkeiten, Unternehmen und Organisationen kreativ weiterzuentwickeln. Wir verharren so in einem angst- und konkurrenzgetriebenen „Macher“-Modus, der uns daran hindert, ein „wirklich exzellentes Miteinander zu erreichen, echte gegenseitige Wertschätzung, bei der jeder gesehen wird und eine wirklich kraftvolle Wirksamkeit, bei der jeder gerne seine Potenziale einbringt“.
Diesem Ideal kommen wir indes näher, wenn wir in den „grünen“ Modus kommen, so behauptet Stephan Josef Dick: „Grün entlässt uns aus der nicht enden wollenden Geschichte, es (selbst) schaffen zu müssen. Denn während wir in Gelb versuchen, durch unser Besserwissen und -Machen unserem Ziel näherzukommen, ist Grün eine Art zu Sein.“ Auf der verhaltenstherapeutischen Ebene entspricht der grüne Modus einer ausgeprägten mentalen Gelassenheit. „Das Loslassen des Machen-müssens heißt jedoch nicht“, so betont Dick, dass wir uns deshalb mit allen Missständen einverstanden erklären. Wir schauen hin und stellen uns dem, was ist. Wir verzichten nur darauf, Realitäten ständig zu bewerten und als negativ zu beurteilen.“
In seinem Buch liefert Stephan Josef Dick eine Vielzahl von praktischen Beispielen aus der Arbeits- und Unternehmenswelt, die nachvollziehbar machen, welchen Unterschied der „gelbe“ und vor allem der „grüne“ Modus machen. Daneben ergänzt er die verhaltensbezogenen Erläuterungen seines Konzepts um die Führungs- und Entscheidungsmethoden und -techniken, die in das neue „grüne“ Zeitalter führen könnten. Dazu gehören Appreciative Inquiry ebenso wie konsentorientierte Ansätze, die Open Space-Technologie und eine Reihe kleinerer Tools für Konflikt- und Entscheidungssituationen, Führungsverhalten und Fragetechniken.
Wir empfehlen Ihnen: Melden Sie sich rechtzeitig an! Wir haben nur eine begrenzte Platzanzahl.
Sie können auch
per Livestream dabei
sein. Wir verschicken den Link kurz vor dem Event an alle angemeldeten Teilnehmer/innen.
Ein Titel von