In der stratum lounge finden regelmäßig Lesungen, Diskussionsrunden, Netzwerktreffen und sonstige Veranstaltungen statt - zu Themen, die wir gerne mit Ihnen teilen möchten. Informieren Sie sich hier und kommen Sie uns besuchen!
Ein Archiv vergangener Lesungen finden Sie hier.
Die Deutschen kaufen im Durchschnitt vier bis fünf Paar Schuhe pro Jahr. Damit gehören sie zu den Top-Ten der Konsumländer, in Europa liegen sie sogar an der Spitze. Indien dagegen gehört zu den größten Schuhproduzenten weltweit. 2,6 Milliarden Paar Schuhe werden dort pro Jahr hergestellt – hauptsächlich Lederschuhe. Die rund 4,4 Millionen Menschen, die in Indien in der Schuh- und Lederproduktion arbeiten, sind dabei besonders stark von den negativen Folgen der Umweltzerstörung betroffen.
Hierzulande sind Schuhe insbesondere nach der Nutzungsphase hochproblematisch: Nur 5 % der in Europa weggeworfenen Schuhe werden recycelt, die meisten enden auf Mülldeponien oder werden verbrannt. Die Auswirkungen auf das Klima werden weltweit mit ca. 1,4 % der Treibhausgasemissionen ebenso hoch eingeschätzt wie die des gesamten Flugverkehrs.
Im Rahmen der Fairen Woche 2023 unter dem Motto „Fair. Und kein Grad mehr!“ zeigen wir den Film „Dreckiges Leder – Wie unsere Schuhe gemacht werden“. Die 45-minütige ARD-Dokumentation aus dem Jahr 2021 zeigt die Arbeitsbedingungen in Indiens Leder- und Schuhindustrie, aber auch die dauerhaften Klimaauswirkungen des Schuhkonsums. Regisseur Christian Jentzsch hat für diesen Film in Deutschland und Indien mit Lederproduzenten, Schuhherstellern, Arbeiterinnen und Arbeitern gesprochen und zeigt deren Blick auf die problematischen Zustände.
Die anschließende Diskussion mit Calypso Hock, der Projektleiterin Fund for Producer Partners und Berlin creates fair fashion im Forum Fairer Handel e.V., und Berndt Hinzmann von INKOTA e.V., dem Mitbegründer der Kampagne "Change Your Shoes", spannt den Bogen ausgehend von unserem Schuhkonsum über die Produktionsbedingungen entlang der globalen Lieferketten und kolonialen Kontinuitäten bis hin zu fairem Handel und Klimagerechtigkeit.
Obwohl sich die Schuhindustrie seit Jahren für mehr Transparenz und bessere Produktionsstandards einsetzen will, sieht es in der Umsetzung mangelhaft aus. Was könnte jede/jeder von uns dafür tun?
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Kaum ein Schuh, der nicht repariert werden kann! Nähte können erneuert, Schuhoberteile mit Klebstoff wieder dauerhaft verbunden, Absätze und Sohlen teilweise oder ganz ersetzt werden. Die Materialien können so überarbeitet, gepflegt und aufgefrischt werden, dass sie „wie neu“ aussehen, Schuhe können geweitet oder auch wieder in Form gebracht werden, Futter ersetzt und erneuert werden. Textilien und Leder können mit Farben aufgefrischt oder sogar umgefärbt werden.
Zu viele Schuhe werden selten getragen und dann aussortiert. Niedriglöhne und häufig fehlende Umwelt-Richtlinien in den Produktionsländern tragen dazu bei, dass Reparieren im Verhältnis zum Neukauf unwirtschaftlich erscheint. Weil sich an unseren Schuhen die Zusammenhänge von Herstellung, Nutzung und Entsorgung von Konsumgütern und deren Auswirkungen auf Umwelt und Klima so deutlich zeigen, fordern Verbände und Organisationen wie das Forum Fairer Handel e.V., INKOTA e.V. und die Initiative REPAIR YOUR PAIR einen stärkeren Fokus auf das Reparieren der Schuhe.
Zum Ausklang der Fairen Woche 2023 unter dem Motto „Fair. Und kein Grad mehr!“ laden wir Sie ein, mit Ihren reparaturbedürftigen Sandalen, Sneakern, Stiefeln und Hausschuhen in die stratum lounge zu kommen.
Hier gibt es die Möglichkeit, unter der Anleitung von Samantha Galley gemeinsam kleinere Reparaturen durchzuführen, sich zu größeren Reparaturen beraten zu lassen (falls sie nicht gleich vor Ort durchgeführt werden können) und sich umfassend über Schuhe und Reparatur zu informieren.
Der Workshop dauert zwei Stunden, die Teilnahme ist kostenfrei.
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Eine Welt, in der „Nachhaltigkeit“ nicht mehr in erster Linie mit den Problemen, Bedrohungen und Gefahren zu tun hat, die uns heute beschäftigen, sondern mit den real gewordenen Lösungen, die denkbar sind – wie sähe sie aus? Das Autorenteam des Berliner Vereins Reinventing Society beschreibt diese Welt nicht nur mit Worten, sondern vor allem mit einer Fülle von fotorealistischen Stadtansichten, die uns Lust auf Zukunft machen sollen.
Auf einer Rundtour von Berlin über Leipzig, Wien und Zürich nach Hamburg highlighten sie in Ihrem Buch „Zukunftsbilder 2045“ an 15 Orten einzelne Aspekte einer nachhaltigen Zukunftspraxis, wie z.B. in
Statt des Begriffs „nachhaltig“ verwenden die Autor(inn)en der „Zukunftsbilder 2045“ lieber den Ausdruck „regenerativ“. Denn die Schäden an der Natur seien „inzwischen so groß, dass ‚Nachhaltigkeit‘ längst nicht mehr genügt. ‚Nachhaltig‘ zu wirtschaften bedeutet, etwas so zu erhalten, wie es ist. Die Ökosysteme des Planeten sind jedoch mittlerweile so schwer geschädigt, dass das nicht mehr ausreicht. Es braucht stattdessen Aufbau, Wiederbelebung, Heilung.“
Am 10. Oktober werden Stella Schaller und Ute Scheub ihre Zukunftsbilder vorstellen und dazu einladen, eigene solcher „Visuals“ zu entwickeln oder in Auftrag zu geben.
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Die Abmilderung der Erderwärmung bzw. die Anpassung an die Folgen des Klimawandels können nur im globalen Maßstab gelingen.
Denn wie der Brandenburger Professor für Volkswirtschaft Ulrich Brasche feststellt, haben wir es im Grunde mit einem Allmende-Dilemma zu tun: „Mittlerweile ist zwar klar, dass das Fassungsvermögen der Atmosphäre nicht grenzenlos ist, aber der Zugang zu ihr kann nicht begrenzt werden. Eine solche Situation trägt den Keim zur ‚Tragödie der Allmende‘ in sich. Jedes Land, das freiwillig auf Nutzung von fossilen Brennstoffen verzichtet, um die Ziele des Klimaschutzes zu erreichen, muss befürchten, dass der eigene Verzicht von anderen auf dem Planeten durch Mehrverbrauch ausgenutzt wird. Die Bereitschaft zum Verzicht wird für jeden Einzelnen daher gering sein, was wiederum zur Übernutzung führt.“
Den Ausweg aus diesem Dilemma sieht Brasche jedoch nicht in einer Art von globaler Planwirtschaft oder der Hoffnung „auf eine ‚schöne neue Welt‘ jenseits des Kapitalismus“. Im Gegenteil macht er sich stark für „geschickt gestaltete Märkte“, die helfen könnten, die Erderwärmung aufzuhalten. Dabei kommt es ihm vor allem darauf an, „die Interessen des Globalen Südens und der künftigen Generationen zu respektieren“. Ohne die massive Unterstützung des Wohlstandswachstums und ohne die Vergrößerung der Mittelschicht in den Entwicklungs- und Schwellenländern werde es keine klimagerechte Welt geben können, so der Volkswirtschaftler. Das müsste natürlich ohne den weiteren massiven Einsatz fossiler Brennstoffe geschehen: „Diese Länder müssen ein neues Entwicklungsmodell verwirklichen, mit dem sie die fossile Entwicklungsstufe der heutigen Industrieländer überspringen.“
Der Wirtschafts- und Finanzexperte Brasche erläutert, woher die enormen Investments kommen könnten, die „ein Maß an globaler Gleichheit“ erzeugen würden, „das es bisher noch nie gegeben hat“. Eine klimagerechte Welt ist nicht nur möglich, sondern die Voraussetzung dafür, dass die Menschheit die Erderwärmung und ihre Folgen in den Griff bekommt.
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Woran liegt es, wenn Projekte und Initiativen die Energie verlieren und ihre Ziele nicht erreichen?
Eva Stützel begleitet diese Frage fast ihr ganzes Leben. „Seit ich ein Teenager war,“ berichtet sie, „engagiere ich mich in Initiativen, die zum Wandel beitragen wollen. Meine Geschichte begann bei terre des hommes, ging weiter über die Gründung einer Pfadfindergruppe, eine BUND-Ortsgruppe, und seit 30 Jahren bin ich nun vor allem in ein und demselben Projekt aktiv, dem Ökodorf Sieben Linden.“ Jetzt hat sie ein sehr praktisches Buch über ihre Erfahrungen mit einer Fülle von Methoden geschrieben, die letztlich alle nur dem Ziel dienen, Arbeitsgruppen, Projektteams und die Menschen in Initiativen produktiv zu unterstützen.
Dabei hat die Diplom-Psychologin ein eigenes System entwickelt, in das sie die vorhandenen Methoden und Techniken einordnet – den „Gemeinschaftskompass“. In sieben Aspekten beleuchtet sie mit diesem Kompass die jeweiligen Aufgaben, vor denen Gruppen stehen können. Als Grundorientierung steht hinter dem Ganzen jedoch eine persönliche Einstellung, die letztlich über den gemeinsamen Erfolg entscheidet: „Herausforderungen und Konflikte in der gemeinschaftlichen Initiative können als Ballast oder als eine Einladung zum persönlichen und gemeinschaftlichen Wachstum betrachtet werden.“
Zu diesem „Ballast“ zählen auch einige dysfunktionale Einstellungen, die in der Initiativszene zu beobachten sind, wie z.B.
Die Methodensammlung des Gemeinschaftskompasses umspannt ein ganzes Universum – von einzelnen Moderationstechniken über Großgruppenmethoden und Formate wie die „Zukunftswerkstatt“ bis hin zur Soziokratie und Gemeinwohlökonomie. In der Aufmachung kann Eva Stützels Buch als hervorragende Ergänzung der Methodensammlung der „Liberating Structures“ von Keith McCandless und Henri Lipmanowicz gelten.
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Leihen und Teilen statt neu zu kaufen, wäre ein Treiber des nachhaltigen Konsums – wenn das Prinzip massentauglich würde. Eine Zeitlang hat man gehofft, durch die Digitalisierung den „kollaborativen Konsum“ voranzubringen. Bisher gibt es jedoch kaum Daten zur tatsächlichen wirtschaftlichen Bedeutung der Sharing Economy. Es ist auch nicht erforscht, ob die Wirtschaft des Teilens wirklich zu einer besseren Nutzung von Ressourcen und mehr Nachhaltigkeit führt.
Eine Studie des Instituts der Deutschen Wirtschaft von 2018 untersuchte die ökonomische Bedeutung der Sharing Economy und kam zu dem Schluss: Im Bereich der Alltagsgegenstände sei sie gering. Im Mobilitätssektor hingegen sehe es anders aus: Carsharing und Ridesharing entwickelten sich weiterhin dynamisch und minderten angeblich die Nutzung anderer Verkehrsträger.
Die Wirtschaftspsychologin Sonja Deborah Eisele wollte wissen, wovon es abhängt, ob Sharing-Plattformen genutzt werden. In ihrer Untersuchung konzentrierte sie sich auf sogenannte Peer-to-Peer Plattformen (P2P), auf denen alle Beteiligten gleichberechtigt sind und sowohl Anbieter als auch Nachfrager sein können. Zu den bekanntesten gehören eBay Kleinanzeigen, Too Good To Go und Vinted.
Eiseles Untersuchung spricht dafür, dass hinsichtlich der Nutzung und des Mehrwerts einer Tausch-App der Faktor „Bequemlichkeit“ der ausschlaggebende zu sein scheint. Andere Faktoren wie „Nachhaltigkeitsbewusstsein“, „Kosteneffizienz“ oder „Konsumbewusstsein“ sind demgegenüber zweitrangig. Anscheinend will es auch der tauschaffine Konsument vor allem einfach. Hinzu kommt noch, dass Männer im Vergleich zu Frauen wesentlich weniger geneigt scheinen, Tausch-Plattformen zu nutzen. Und generell stieß Sonja Deborah Eisele in ihrer Untersuchung auf ein ausgeprägtes Misstrauen der Konsumenten gegenüber den Sharing-Anbietern.
Was folgt daraus? Diskutieren Sie darüber mit der Autorin, die sich trotz der ernüchternden Ergebnisse ihrer Forschungen mit der Aktion-Mehr-Wert für eine „gemeinwohlorientierte Sharing Economy“ einsetzt.
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Während es anerkannt ist, dass für ein nachhaltiges Wirtschaften mehr Effizienz, also die Entkoppelung des Wirtschaftswachstums vom Naturverbrauch als strategisches Ziel gelten muss, haben Suffizienz-Strategien – also die Entkoppelung der materiellen Wohlstands von der Lebensqualität – im ökonomischen Sektor bisher keine Bedeutung, sondern werden nur in der Privatsphäre diskutiert.
Unternehmen, die sich der Gemeinwohl-Ökonomie (GWÖ) verpflichtet sehen, ticken aber vermutlich anders, meint der Ingenieur und Personalleiter eines mittelständischen Unternehmens André Jäger. In einer wissenschaftlichen Studie hat er sechs GWÖ-Unternehmen des produzierenden Gewerbes, die zwischen einem Dutzend und 500 Mitarbeitende beschäftigen, interviewt, um die These zu belegen.
Dabei hat er versucht, verschiedene Suffizienzstrategien systematisch zu erfassen und den vier E’s zuzuordnen: Entrümpelung, Entschleunigung, Entkommerzialisierung und Entflechtung. Die Ausgestaltungen dieser Strategien erwiesen sich in der Studie als stark unternehmensspezifisch individualisiert. Auffällig war auch, dass sie motivational stark durch Leitungs- und Gründungspersönlichkeiten geprägt waren.
André Jäger meint dennoch, dass „Suffizienz als Komplementärstrategie“ für Wirtschaftsunternehmen generell eine zwingende Voraussetzung ist, damit sie einen effektiven Beitrag zur nachhaltigen Transformation unserer Gesellschaft leisten können.
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