In der stratum lounge treffen Menschen auf Themen, Worte auf Emotionen, Autor(inn)en auf Leser(innen). Hier bildet sich der aktuelle Nachhaltigkeits-Diskurs ab und Transformationswissen wird lebendig. Diskutieren Sie mit, um die Welt zu verstehen. Bilden Sie sich eine Meinung oder lassen Sie sich verunsichern. Helfen Sie mit, die Dinge auf den Punkt zu bringen.
Im Podcast bringen wir die Themen noch einmal auf den Punkt.
Der globale Wohlstand steigt. Trotz aller regionalen Krisen und Rückschläge pushen technische Innovationen und billige Energie die ökonomische Entwicklung weltweit. Daraus den Schluss zu ziehen, dass der technische Fortschritt allein die Welt zu einem besseren Ort macht, sei jedoch ein Irrtum – stellen Michael Wunsch und Birgit Heilig in ihrem Buch über soziale Innovation fest. Deshalb plädieren die Autoren dafür, mehr Augenmerk auf soziale Innovationen zu legen und die Chance zu nutzen, sie gezielt voranzutreiben. Tatsächlich steigt die Aufmerksamkeit für dieses Thema, seit soziale Problemlösungen immer häufiger von Social Entrepreneurs entwickelt und umgesetzt werden.
Sowohl die klassischen Methoden des Managements als auch die zunehmenden Anforderungen einer formalisierten Nachhaltigkeits-Berichterstattung fördern die Ansicht, man könne ein Unternehmen dadurch nachhaltig aufstellen, indem man einen linearen und sachlogischen Prozess startet. Eine Unmenge von Nachhaltigkeitsratgebern unterstützen diese Auffassung. Dem wollen die Autoren des soeben in der Reihe „essentials“ bei Springer-Gabler erschienen schlanken Bändchens über „Sustainability Leadership“ nun ein Stoppschild entgegenstellen. Wolfgang Zimmermann, Felix Richter und Andre Stuer kennen aus ihrer einschlägigen Beratungs- und Organisationsentwicklungspraxis die Schwachstellen des linearen Vorgehens...
Sie hat beide Systeme bewusst erlebt, auch wenn die Wende für ihre Generation noch so rechtzeitig kam, „dass sie sich nicht mehr in die lange Trabi-Anmeldeschlange stellen musste“. Die heute 50-jährige Katja Adler wuchs in Eisenhüttenstadt auf, arbeitete als Verwaltungswirtin in den neuen Bundesländern, bevor sie 2002 in den Westen, nach Rheinland-Pfalz zog. 2010 trat sie in die FDP ein und ist seit der letzten Bundestagswahl einer der 91 Abgeordneten ihrer Fraktion. Mit dem Buch „Rolle rückwärts DDR?“ meldet sie sich jetzt auch als Autorin zu Wort. Sie habe sich das von der Seele schreiben müssen, sagt sie.
Wenn von Kunst im Zusammenhang mit Nachhaltigkeit bisher die Rede war, so ging es meistens darum, den Kunstbetrieb möglichst klimaneutral und materialeffizienter zu machen. Zuweilen bedienen sich Nachhaltigkeits-Protagonisten aus Wissenschaft und Politik außerdem künstlerischer Formen als eine „Art von Hochglanzverpackung für ihre vordefinierten Inhalte“, stellt der Schauspieler und Soziologe Manuel Rivera in seinem Buch „Kultur in der Klimakrise“ fest. Dabei könnte der Beitrag von Kunst und Kultur zu einer nachhaltigen gesellschaftlichen Entwicklung ein ganz anderer, bedeutsamerer und wesentlicher sein. Rivera plädiert dafür, diese Beiträge zu verstärken und das „aktuelle Nachhaltigkeitserwachen der Kulturwelt“ zu nutzen – nicht zuletzt auch dafür, die blinden Flecken des gängigen Nachhaltigkeits-Narrativs zu erhellen
Was tut man heute nicht alles, um Unternehmen – von innen und außen – zu transformieren! Da wird New Work eingeführt, das Management agilisiert, am Mindset der Mitarbeitenden gearbeitet, werden „Silos“ aufgelöst und Hierarchien abgeschafft. Doch abgesehen davon, dass sich das Stresslevel bei allen Beteiligten erhöht, verändern alle diese Managementkonzepte kaum etwas. Woran liegt es? Die Unternehmensberaterin Christina Grubendorfer vermutet: Es liegt daran, dass alle diese Konzepte mehr den Charakter von modernen Mythen haben, die es uns leicht machen, die Auseinandersetzung mit der Realität zu vermeiden. Diese Mythen seien „in Führungskreisen immer gerne gesehen, weil sie Trost versprechen“ und verhindern, dass Unternehmer und Führungskräfte sich ihrer „Überlebensangst“ stellen.
Clemens Kuhnitzsch hatte schon als Kind eine besondere Beziehung zum Lebensraum und -element Wasser. Als Siebenjähriger wünschte er sich von seinen Eltern einen Teich; er bekam einen kleinen 150-Liter-Teich zur Bewirtschaftung. Mit zwölf Jahren kümmerte er sich schon um eine Lebenswelt in 1.000 Litern und mit 15 war er verantwortlich für einen 70.000 Liter fassenden Schwimmteich mit seiner speziellen Tier- und Pflanzenwelt. Das Thema ließ ihn nicht mehr los. Jetzt hat er ein Buch über die Liebe zu Flüssen, Bächen und Gewässern geschrieben, das voller überraschender Fakten und Zusammenhänge ist, die uns vor Augen führen, was wir alle und alles dafür tun können, unsere wichtigste Lebensgrundlage zu erhalten.
„Ende oder Wende“ könnte man das ökoemanzipatorische Projekt (ÖEP) übertiteln, das in den letzten fünfzig Jahren zunehmende Breitenwirkung entfaltet hat. Und dennoch scheint die Alternative falsch zu sein. Weder Ende noch Wende sind eingetreten. Der Soziologe Ingolfur Blühdorn hat dafür Erklärungen und führt uns in seinem neuen Buch „Unhaltbarkeit“ an den Rand der derzeitigen spätmodernen Gesellschaft, wo sich Wege in eine andere Moderne auftun, in der das transformative Nachhaltigkeitsnarrativ bedeutungslos sein wird.
Mit „Purpose“ und „New Work“ versuchen Unternehmen heute, als Arbeitgeber Attraktivität zu entfalten. Vor allem im Werben um die Generationen Y und Z sollen diese Konzepte verfangen. Die Personalabteilungen stellen sich darauf ein, dass viele der gesuchten Fachkräfte ihren beruflichen Erfolg heute nicht mehr nur am Gehalt messen, sondern daran, wer möglichst viel Urlaub und Freizeit bei seinem Arbeitgeber herausverhandelt hat und möglichst oft im Homeoffice arbeiten kann. Der Wirtschaftspsychologe Ingo Hamm, Professor an der Hochschule Darmstadt, befürchtet, dass die jungen Menschen damit in ein psychologisches Dilemma geraten. Er stellt fest, dass sie zwar ihre persönliche Selbstbestimmung über die klassischen Anreize – Gehalt, Status und Karriere – stellen, aber ohne zu wissen, was sie wirklich antreibt: „Sie verweigern die Möhre, ohne zu wissen, was sie stattdessen wirklich wollen. Sie wissen, dass sie kein Esel sein wollen – aber was dann?“
Als unser Hauptlebensraum sind die Städte auch die Hauptverursacher des Klimawandels. Da die urbanen Strukturen des Jahres 2100 bereits heute zu 80 bis 90 % existieren, geht es also um kluge Korrekturen bestehender Strukturen. Die größte Herausforderung ist die extreme Komplexität der Stadt, betont Stadtplanerin Ilka Walljes. Wie also gelingt es, unsere Städte nachhaltig und klimagerecht weiterzuentwickeln?
In ihrem Buch „Klimagerechte und nachhaltige Stadtentwicklung“ legt Walljes einen umfassenden „Baukasten“ vor, in dem alle denkbaren Ansatzpunkte systematisch erfasst sind. Ein praxisorientierter Leitfaden, der es ermöglichen soll, alle Chancen, die sich für eine ökologische, klimabewusste und nachhaltige Transformation ergeben, effektiver zu nutzen
50 Jahre nach den Grenzen des Wachstums legt der Club of Rome wieder eine dringliche Warnung vor. In fünf Lebensbereichen gehe es jetzt nicht mehr um eine bloße Wende unseres Wirtschaftens und Lebens, jetzt sei die Kehrtwende in vielen Bereichen notwendig, um ein erträgliches Leben für alle Menschen dieses Planeten sicherzustellen. Studentinnen und Studenten der Leuphana Universität (Lüneburg) haben zusammen mit ihren Professor(inn)en den „Survivalguide für unseren Planeten“ analysiert und sind zu dem Schluss gekommen: In dem Buch werden zwar die Ziele dargestellt, also was geschehen müsste, aber nicht das Wie. Deshalb tauge „Earth for All“ „nur bedingt als tatsächliche Überlebensanleitung“, sei zu vage und unkonkret.
Wir leben längst in einer Epoche des Kapitalismus, die sich um digitale Technologien und Daten herum aufbaut. Der Techniksoziologe Felix Sühlmann-Faul spricht von Digitalkapitalismus. Er sieht darin die Steigerung eines menschenverachtenden Verwertungsinteresses, das den Kapitalismus seit je bestimmte: „Was zuvor die Anpassung des Arbeitstaktes an die Dampfmaschine und später an die Geschwindigkeit der Laufbänder war, ist heute algorithmisches Management“. Der Unterschied besteht allerdings darin, dass heute die beiden Seiten des Systems – die Tech-Konzerne und die App-Nutzer – einen auch für beide Seiten lukrativen Deal verabredet zu haben scheinen: kostenlose Apps und Dienste gegen persönliche Daten. Sühlmann-Faul sieht die Nutzer vom Amazon, Facebook, Google & Co. deshalb als Gefangene in einem goldenen Käfig und nennt sein aktuelles Buch „Der goldene Käfig des Digitalkapitalismus“.
„Wir können alle extrem viel für unser eigenes Leben, vor allem unseren Berufsalltag, von Top-Athleten, Spitzenteams und ihren Trainern lernen“, behauptet der erfolgreiche Hockeyspieler Felix Wild in dem Buch „The Working Game“, das er zusammen mit seiner Frau Lisa Uriel-Wild geschrieben hat. Mit dieser Botschaft ist er beileibe nicht der erste auf dem Markt der Unternehmens- und Lebensberater und Motivationstrainer. Was das Buch dennoch lesenswert macht, ist die realistische und selbstkritische Einstellung, die das Autorenpaar an den Tag legt, wenn sie feststellen: „Zur Wahrheit gehört auch, dass ein Job in der Regel weniger Emotionen auslöst als der Sport: Die wenigsten Angestellten, Selbstständigen oder Unternehmer werden im Arbeitsalltag eine solche Aktivierung spuren, wie sie Sportler bei Wettkämpfen erleben.“ Dennoch haben „Sport und Business ganz viel gemeinsam“, wie die Autoren feststellen.
Die UN-Behindertenrechtskonvention wurde im Jahr 2006 verabschiedet und 2008 von der deutschen Bundesregierung übernommen. Sie sollte einen Paradigmenwechsel einleiten. Die Verantwortung für die Inklusion sollte künftig nicht mehr bei den Menschen mit Behinderungen liegen, „die sich so anpassen müssen, dass sie zum Beispiel in der Schule oder Arbeitswelt integriert werden können, sondern die Schule bzw. Arbeitswelt muss so gestaltet sein, dass Menschen unabhängig von ihren körperlichen, geistigen, sinnlichen oder psychischen Voraussetzungen daran teilhaben können“. Jochen Mack untersucht in seinem Buch „Zusammen. Vielfalt. Leben!“, inwieweit dieser grundsätzliche Wandel in unserer Gesellschaft angekommen ist bzw. was wir noch tun sollten, um eine inklusive Gesellschaft zu werden.
Johannes Liess hat sich einen Ruf als Dorfretter erworben. 2003 zog der weltläufige Architekt, der international als Büro- und Projektleiter für die österreichischen Stararchitekten von Coop Himmelb(l)au gearbeitet hat, mit seiner Familie ins mecklenburgische Lüchow, einem Nest, das außer einem Briefkasten, einer Bushaltestelle und fünf letzten Bewohnern im Rentenalter kaum mehr ein Lebenszeichen aussandte. Innerhalb von zehn Jahren gelang es ihm, das Dorf wiederzubeleben, heute wohnen über 60 Menschen in Lüchow, darunter fast die Hälfte Kinder. Bereits 2011 schrieb Liess darüber einen 300 Seiten dicken Roman unter dem Titel „Artgerecht leben: Von einem, der auszog, ein Dorf zu retten“. Jetzt hat er ein neues Buch geschrieben, keinen Roman, sondern ein Sachbuch, das sich streckenweise jedoch auch poetisch gibt. Es geht in dem Buch um Wege zu einer „lebensfördernden Ökonomie“, die der Autor sich als „Wirtschaften mit Herz & Verstand“ vorstellt.